Die Entwicklung und Planung der riesigen Brache auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz wird mit großem Interesse verfolgt. Ein im Stadtrat abgestimmter Masterplan ist Grundlage der städtebaulichen Einordnung und Flächenvergabe. Der Planungsprozess bekommt nun durch die Vorlage des Bebauungsplans neuen Drive. Die Herkulesaufgabe ist es, Flächenbedarfe sinnvoll zu verteilen und den Bau der Leipziger Markthalle zu realisieren.

Wir begrüßen sehr, dass die Stadtverwaltung nun endlich mit langer Verzögerung einen Bebauungsplan für den Wilhelm-Leuschner-Platz vorlegt und im Stadtrat zur Abstimmung stellt. Denn er markiert ein jahrelanges Ringen um die richtige Entwicklung einer der größten Brachen im Leipziger Stadtzentrum. Es sei daran erinnert, dass bereits 2010 ein Workshop, bestehend aus vielen Experten und Sachverständigen der Stadtgesellschaft, wegweisende Grundsätze für das riesige Gebiet zwischen Innenstadt und Südvorstadt erarbeitet hatte. Die Zukunft des Gebietes hinter dem alten Bowlingtreff ist bis heute brandaktuell für alle Beteiligten der Stadtgesellschaft. Konsens der Überlegungen im Masterplan war immer, ein lebendiges und vielseitiges Quartier zu schaffen, zu dem ein hoher Wohnungsanteil ebenso gehört wie das Wiederbeleben einer Leipziger Markthalle. Parteiübergreifend einigte man sich 2015 auf Leitlinien für die Entwicklung des Wilhelm-Leuschner-Platzes, der das Ideal der Europäischen Stadt im Leitbild verankerte und ein Quartier mit unterschiedlichen Nutzungen definierte. Das Herz des Wilhelm-Leuschner-Platzes sollte stets eine echte Markthalle sein, ein Ort der Begegnung mit Strahlkraft weit über das Stadtzentrum hinaus, der den heutigen Ansprüchen mit Versorgung hochwertiger, insbesondere regionaler und ökologischer Produkte gerecht wird. Ergänzt durch Gastronomie und weiterem kleinteiligen Einzelhandel. So könnte ein neuer Ort von hoher Lebensqualität in der erweiterten Innenstadt entstehen.

Selbstverständlich freuen wir uns, dass das neue Quartier weitere mögliche Nutzer wie das Forum für Recht des Bundes, das Leibniz-Institut für Länderkunde des Landes und die Universität auf den Plan gerufen hat, hier neue Einrichtungen anzusiedeln. Mit Sorge beobachten wir aber das Agieren der Stadtverwaltung und befürchten das Verwässern der grundlegenden Leitideen im Masterplan. Bevor die Stadtverwaltung über den Tausch hochwertiger Flächen mit dem Freistaat Sachsen verhandelt, erwarten wir mit Erstellung des B-Plans, dass alle Interessenten Ihre tatsächlichen Flächenbedarfe offenlegen. Nur mit dieser Transparenz können die vorhandenen Bauflächen sinnvoll ermittelt und verteilt werden. Es geht darum, neben dem Einordnen der Interessen des Bundes und Landes, eben auch die Interessen der Stadt und ihrer Bürger gerecht zu werden.

Im Gebäude des Leibniz-Instituts für Länderkunde könnten ebenso Wohnungen entstehen wie universitäre Einrichtungen im Gebäude über der Markthalle Platz finden würden. Wir wünschen uns gestalterische Beweglichkeit bei der Flächenverteilung und wir hoffen auf einen guten Ausgleich der unterschiedlichen Nutzungsansprüche von Stadt, Freistaat und Bund. Ein Ergebnis muss den Anforderungen an einen mehr als 10-jährigen Planungsprozess einschließlich der Bürgerbeteiligung im Masterplan gerecht werden. Ziel ist es, ein anspruchsvolles Quartier entstehen zu lassen, dass den Ansprüchen unserer Zeit und darüber hinaus langfristig gerecht wird.

Ihr Falk Warnecke,
Vorsitzender des CDU Ortsverbandes Leipzig Mitte, Stadtbezirksbeirat in Mitte, Mitglied im Gestaltungsforum für Architektur und im Forum für Bürgerbeteiligung der Stadt Leipzig

Hier finden Sie weiterführende Informationen:
Positionen zu Stadtentwicklung & Bau in Leipzig
2017-09-20_VI-DS-03653-NF-01_Stadt-Leipzig_WLP-Masterplan