Die neue Veranstaltungsreihe geht der Frage nach „wie wollen wir zusammen leben?“. Im Rahmen eines Bürgerforums  diskutierten Experten, Politiker, Unternehmer und Bürger im Museum der Bildenden Künste ihre persönlichen Schwerpunkte über das Zusammenleben und Wirken in einer wachsenden Stadtgesellschaft.

Die Themen waren Wohnen, Arbeiten, Kunst, Kultur und Bildung und für einen Auftakt recht breit gefächert. Seit den 90er Jahren hat sich Leipzig stark verändert. Zum Positiven. Die Leipziger Stadtgesellschaft ist nicht nur stark gewachsen, sondern auch durch viele nationale und internationale Zuzüge vielfältiger geworden. Die Herausforderung der Stadtverwaltung und allen Akteuren besteht darin, die unterschiedlichsten Interessen zum Wohle aller auszugleichen. Bezahlbarer Wohnraum wird knapp, kaputte Häuser saniert und Freiflächen bebaut. Belebte Straßen, kurze Wege dank des Leipziger Verkehrsnetzes und jede Menge Kreative prägen das heutige Stadtbild. Der Bedarf an Schulen und KITA’s ist mittlweile wieder so groß, dass eine immens große Investitionssumme nötig ist, um den Bedarf zu decken. Die postindustrielle Entwicklung Leipzigs als einer der am schnellsten wachsenden Großstädte in Deutschland würdigte vor Kurzen die in London ansässige „Academy of Urbanism“ mit der Auszeichnung „Europäische Stadt des Jahres 2019“. Nach dem Niedergang ihrer Industrie zum Ende der Wendezeit, hat sich Leipzig weitestgehend wieder erholt. Eine anhaltende Entwicklung dieser Art braucht auch weiterhin eine aktive Bürger- und Unternehmerschaft, die sich den Herausforderungen der Gegenwart stellt und die Zukunft mitgestaltet. Alle Akteure brauchen gute Rahmenbedingungen. Dies fördert, nicht nur eine nachhaltige  Standortentwicklung, sondern begünstigt auch gut bezahlte Arbeitsplätze, bezahlbaren Wohnraum und Familienbildungen.

Leipzigs Geschichte spricht für sich. Ein ausgeprägtes Geschichtsbewusstsein wird die Stadtgesellschaft in ihren Anliegen stärken. Deshalb ist der Zugang zu kultureller und politischer Bildung wichtig für die Meinungsbildung. Barrieren müssen abgebaut und der Zugang zu Wissen erleichtert werden. Nicht nur prüfungsrelevante Themen spielen hierbei eine Rolle. Der Lehrermangel ist nur ein Problem, was wir lösen müssen. Nachvollziehbare Entscheidungen auf allen Ebenen stärkt das politische und kulturelle Engagement der Bürgerschaft. Beim Thema Wohnen gibt es durch das Genossenschaftsmodell eine interessante Alternative zur klassischen Mietwohnung. Die Frage aus dem Podium, ob dies ein Zukunftsmodell gerade bei steigenden Mietpreisen sein kann? Die Architektur beim Neubau verbindet im Besonderen Maß Mischnutzungen  wie Kunstatelier, Co-Working, Gastronomie, Handel und Wohnen. Bei der Entwicklung bekannter Freiflächen wie Bayrischer Bahnhof, Wilhelm-Leuschner-Platz, Krystallpalast-Areal und Eutritzscher Bahnhof stellt sich hierbei immer die Frage nach verträglichen Mieten und Renditen der Eigentümer. Eine große Herausforderung für den Leipziger Wohnungsmarkt. Zunehmend müssen Gebäude aufgrund der begrenzten Flächen und des Wachstums verstärkt in die Höhe geplant werden. Deshalb stellte sich die Frage, warum noch kein Leipziger Hochhausplan existiert? Sabine Heymann mahnte als CDU-Stadträtin in Mitte, dass es keine Verdichtung der Innenstadt um jeden Preis geben kann, „die Bürger brauchen Luft zum Atmen!“.

Dringend gefragt sind beratende Experten, die für die Politik nicht als Lobby, sondern als Fachleute ehrenamtlich informieren und langfristige Strategien mitentwickeln. Dies kann dazu beitragen, den politischen Diskurs praxisnah und bürgernah zu gestalten. Bürgernah soll auch das Museum der Bildenden Künste werden. Der Museumsdirektor, Dr. Weidinger, verwies auf die kostbaren Einzelsammlungen des Museums. Mit deren Übergabe aus der Leipziger Bürgerschaft wurde der  Bau eines Museums erst möglich. Daher stellte er die Frage, warum der Zugang zur Dauerausstellung für die Leipziger nicht kostenfrei gewährt wird? Dies trage schließlich zu einem lebendigen Geschichtsbewusstsein bei. Am Ende nahm der Ortsverband viele Hausaufgaben in die Vorbereitung der Fortsetzung der Veranstaltungsreihe mit.