Die CDU-Ortsverbände Altwest und Mitte haben am 31. August ihre Mitglieder eingeladen, zusammen mit Gästeführerin Daniela Neumann eine Zeitreise durch den Leipziger Palmengarten zu unternehmen. Der Leipziger Palmengarten ist heute ein Park, der wenig überlaufen ist und deshalb für erholungsuchende Leipziger als Geheimtipp gilt. Ganz im Gegenteil zu seiner Entstehungszeit um 1900, als er für die Leipziger noch ein beliebtes Ausflugsziel war, mit seinen Restaurants und Vergnügungen täglich Tausende Besucher in seinen Bann zog und auf keiner Ansichtskarte mit Leipziger Sehenswürdigkeiten fehlen durfte.

Nach Abbruch der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung 1897 auf dem Gelände des heutigen Clara-Zetkin-Parks wurde aus Teilen der Ausstellung 1899 der neue Palmengarten fertiggestellt. Vorbild für den Bau war der Palmengarten in Frankfurt. Den ausgerufenen Gestaltungswettbewerb dazu gewann der Frankfurter Gartenspezialist Eduard May. Mit der Umsetzung wurde jedoch der zweitplatzierte Leipziger Baumschulen – und Gärtnereibesitzer Otto Moßdorf beauftragt. Zur Realisierung des Projekts gründete sich 1896 eine Aktiengesellschaft, die mit Unterstützung der Stadtverwaltung das Hauptgelände pachtete und den späteren Klingerhain kaufte. Am 29. April 1899 wurde der Palmengarten mit einer Festrede des Oberbürgermeisters Otto Georgi feierlich eröffnet. Gegen Eintrittsgeld war dieser zunächst als „vornehmste Erholungsstätte Leipzigs“ bekannt. Besuchermagnet war das schlossähnliche Gesellschafts- und Konzerthaus der Architekten Schmidt und Johlige. Sie waren auch mitverantwortlich für den Aufbau der Sächsisch-Thüringischen Gewerbeausstellung. Mehr als 1.000 Sitzplätze und mehrere Veranstaltungsräume und Terrassen boten viel Abwechslung. Das Palmenhaus beherbergte auf einer Fläche von 1.280 m² große und kleine Palmen und andere tropische Pflanzen. Kulturangebote gab es im Gesellschaftshaus selbst und auf dem Gelände reichlich. In einem eigenen großen Musikpavillon bot das Grotrian-Steinweg-Orchester, dem Vorläufer des Rundfunk-Sinfonie-Orchester, um Hermann Scherchen anspruchsvolle Unterhaltungsmusik. Lokalgrößen wie der ehemalige Kapellmeister des Krystallpalast Varietés Gustav Curth und der damalige Musikagent und Dirigent Günther Coblenz waren in verschiedenen Ensembles und selbst zusammengestellten Privatorchestern am Programm beteiligt. Aus finanziellen Gründen fiel das Gelände wieder in die Obhut der Stadt. Durch Pläne einer Gutenberg-Ausstellung wurde das Gesellschaftshaus schlussendlich gesprengt.

Alle anwesenden Mitglieder bekamen ein Bild von der prachtvollen Zeit des Palmengartens, in der durch das Engagement der Privatwirtschaft ein 22 hektar großes Gelände 40 Jahre lang gehegt und gepflegt wurde. Daniela Neumann erklärte welche Bedeutung der Palmengarten für die Leipzigerinnen und Leipziger hatte. Warum eines der größten Areale die Zeitenwende nicht überlebt hat und wie die Vergangenheit die Gegenwart immer noch beeinflusst. Die Erkenntnis, damals wie heute muss eine privatwirtschaftliche Nutzung eines Parks nicht zwangsläufig zu einer Zerstörung der Natur führen. Im Gegenteil, die Verbindung von privatwirtschaftlichem Engagement und öffentlichen Parkflächen hat bereits in Leipzigs Historie zu einer Verbesserung der Pflege und Aufenthaltsqualität für die Bürger geführt. Ganz im Sinne der Leipziger Gartenkultur hat die Stadtverwaltung in der Vergangenheit diese Verbindung erfolgreich praktiziert. Sie war aber nur dann erfolgreich, wenn Stadtverwaltung und Privatwirtschaft gemeinsame Ziele verfolgen und diese kooperativ umsetzen. Gegenseitige Unterstützung war, ist und wird immer ein Eckpfeiler erfolgreicher Zusammenarbeit bleiben.