Ein jeder ist schon einmal am Tröndlinring, gegenüber den Höfen am Brühl und somit an der evangelisch reformierten Kirche zu Leipzig vorbeigelaufen oder zumindest vorbeigefahren. Mit den Worten: „Die Kirche ist offen. Bitte treten Sie ein.“ vor der Tür, wird man eingeladen, sich die Zeit zu nehmen und die im Stil der Neorenaissance erbaute Kirche genauer zu betrachten.
Der beeindruckende Kirchenbau samt Gemeindehaus wurde von 1896 bis 1899 unter den leitenden Architekten Georg Weidenbach und Richard Tschammer erbaut. Der Bau einer Kirche mit angeschlossenem Gemeindehaus galt zur damaligen Zeit als neuartig, sodass der erbaute Gesamtkomplex auf der Pariser Weltausstellung mit dem ersten Platz ausgezeichnet wurde. Nachdem die Kirche in der Nacht zum 04.12.1943 bei einem schweren Luftangriff auf Leipzig getroffen wurde und innen ausbrannte, dauerte der Wiederaufbau bis 1969 an. Die Gemeindearbeit konnte bis dato in dem verschont gebliebenen Gemeindehaus fortgesetzt werden. Seit dem Wiederaufbau ist das Innere der Kirche eher schlicht gehalten, der Empfang durch die ehrenamtlichen Gemeindemitglieder ist dafür umso herzlicher. Sie berichten von der Geschichte der Kirche und ein paar alter Schätze, darunter eine Orgel und eine große Glocke geschmückt mit Engelsköpfen.
Bekannt ist die Kirche durch damalige, berühmte Gemeindemitglieder, wie Mendelssohn Bartholdy mit Familie und den Verlegern Reclam und Baedeker, dem Wissenschaftler Wilhelm Wundt sowie durch zahlreiche Luftaufnahmen der Montagsdemonstrationen, die von dem 73 Meter hohen Turm aus gemacht wurden. Die evangelisch reformierte Kirche stand ab dem 02.10.1989 auch für Friedensgebete offen und auch heute noch steht sie einem jeden offen, der am Gottesdienst oder Veranstaltungen teilnehmen oder einfach mal einen Blick hineinwagen möchte.
Text und Bilder: Annelie Wöhlert